Dienstag, 2. September 2014

China - die kleinen Unterschiede


China - die kleinen Unterschiede



Ich weiß, ich habe schon lange nichts mehr von mir hören lassen. Das liegt zum einen daran, dass ich viel unterwegs war, aber allerdings auch nicht so recht wusste, wie ich weiter schreiben soll. In den letzten Tagen, habe ich weniger Abenteuer wie in der ersten Woche erlebt, dafür aber viele neue Bekanntschaften gemacht. Den Inhalt der Gespräche zu rekapitulieren, ist nicht ganz das Ziel dieses Blogs.
Gestern hat sich meine Schwester erkundigt, wann denn endlich ein neuer Post erscheinen würde, sie warte schon gespannt darauf. Außerdem habe ich gehört, dass die PDFs nicht mit allen Handys zu öffnen sind (mit Meinem geht es problemlos, aber der Apfel scheint nicht ganz zu wollen), deswegen gibt es ab jetzt die Posts direkt hier, ohne eingebettete PDFs. Darunter wird leider die Übersichtlichkeit ein wenig leiden, denn mit Word kann ich deutlich mehr machen als mit HTML, davon habe ich praktisch keine Ahnung. Aber zurück zum Thema: 


Essen in China:



10 - 15 RMB pro Gericht auf dem Campus
Auf manche Sachen bin ich ja schon eingegangen, zum Beispiel wie es mit dem Essen abläuft. Man bestellt nicht etwa ein einzelnes Gericht, sondern viele Gerichte kommen auf den Tisch, und jeder nimmt sich ein bisschen was von hier und da. Eigentlich soll auch immer etwas liegen bleiben (ich habe gesehen, dass teilweise gut die Hälfte auf dem Tisch blieb, als die Gäste gingen), denn das bedeutet, dass man satt geworden ist. Daran habe ich mich aber nur selten gehalten. Meistens ließ ich nur ein oder zwei kleinere Stücke Fleisch oder Ähnliches liegen. Hier am Campus gibt es allerdings auch sowas wie Imbissbuden, an denen man einzelne Gerichte für eine Person bestellen kann. Die kosten dann meistens zwischen 10 und 15 RMB. 
Selbst mit einem Getränk dazu bleibt man also meistens unter 2 €. Wasser gibt es in den Imbissbuden an Wasserspendern meist umsonst. Reis bekommt auf Nachfrage soviel man will gratis dazu.  Das Mensaessen habe ich auch schon zwei mal probiert, es ist ganz OK. Um satt zu werden, zahlt man circa 12 RMB. 
Das chinesische Essen, das man aus Deutschland kennt, ist zwar ähnlich zu dem tatsächlichen chinesischen Essen, aber es gibt auch definitiv Unterschiede. Ich habe das Gefühl, dass das Essen, das man in Deutschland beim Chinesen bekommt, sehr auf den deutschen/europäischen Geschmack abgestimmt ist. Generell ist alles hier recht fettig. Man hat das Gefühl, dass eine halbe Flasche Öl pro Gericht benutzt wird. Außerdem lieben die Chinesen Knoblauch. Es gibt ihn in sehr vielen Gerichten und in deutlich größeren Mengen, als man es aus Deutschland kennt. Ich habe schon in einem Gericht zwei komplette Zehen und mehr zerkleinerten Knoblauch gefunden. Aber das stört mich gar nicht, denn ich esse Knoblauch auch sehr gerne. Und wenn ihn alle immer essen, gibt es auch kein Problem mit dem sonst so penetranten Geruch. 
Das letzte mal, als ich Hot Pot essen war, haben wir als Grundlage eine Art Hühnersuppe bestellt. Die Suppe war gut, allerdings wird in China das Fleisch meistens nicht vom Knochen getrennt, man muss es also vorher noch abfieseln. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem Hühnerknochen können sehr scharfkantig sein, wenn man sie mal übersehen hat und sie doch im Mund landen. Die Klauen der Tiere gelten hier als Delikatesse, doch darauf habe ich bis jetzt verzichtet. 
Hot Pot - oben in der Mitte die Hühnerklaue
Im linken Bild ist die Hühnerklaue zu sehen. Rechts ein paar Zutaten, die in den Topf geworfen werden. Oben links und rechts sieht man Tofu, in der Mitte ist dünn geschnittenes Lammfleisch. Unten links Fleischbällchen und unten rechts Hühnerblut. Das Blut war sehr ähnlich zur deutschen Blutwurst, in der Konsistenz allerdings wie Pudding.
Das Essen auf dem Campus ist auch sehr vielseitig. Jede Provinz in China hat seine Spezialitäten, wie etwa verschiedene Reissorten, Nudeln, Hot Pot und und und. Aus nahezu jeder Provinz gibt es ein Restaurant.
Die meisten Gerichte sind auch scharf. In Deutschland habe ich meine Gerichte meistens als sehr scharf bestellt, hier ist mittel scharf schon kurz vor meiner Schmerzgrenze.
Fast Food gibt es hier an jeder Ecke. Besonders beliebt ist KFC. Burger King hingegen habe ich noch nirgends gesehen.
McDonald's gibt es natürlich auch. Die haben allerdings aufgrund des Gammelfleischskandals vor einigen Wochen nur eine begrenzte Anzahl an Menüs: Fischburger und Chicken Nuggets.
Die einzige Süß-Sauer Soße, die ich bis jetzt in China gesehen habe, gab es bei McDonald's.



China und das Internet



Ja, China und das Internet. Wenn man als verwöhnter Münchner nach China kommt, sich gerade an DSL 16.000 gewöhnt hat und in der Uni nahezu überall freies WLAN genießt, wird man im Reich der Mitte viele Enttäuschungen erleben. In meinem Hotel gibt es kein WLAN, aber ich habe eine Buchse inklusive kaputtem LAN-Kabel im Hotel. Nachdem ich das ausgetauscht hatte, ging mein Internet leider immer noch nicht. Irgendwann fiel mir allerdings auf, dass ich noch eine statische IP-Adresse für meinen PC vergeben hatte. Danach funktionierte es so lala. Mal geht es recht schnell, mit Downloadgeschwindigkeiten bis zu 100 kbit/s, dann ist es aber mal wieder ein bis zwei Tage bei Geschwindigkeiten, die einen an die alten Modem Zeiten zurückerinnern. Zwischen 3 und 6 kbit/s sind keine Seltenheit. Einmal kam etwa 20 Stunden überhaupt kein Signal an. Das Handynetz hat da zum Glück deutsche Qualität.
Wie die meisten wohl auch wissen, gibt es in China die sogenannte Great Firewall, eine Art digitale große Mauer. Seiten, die Regime kritisch schreiben, oder die der chinesischen Regierung nicht unbedingt in die Hände spielen, können nicht erreicht werden. Darunter fallen alle Google-Dienste (Google Suche, Youtube, dieser Blog und noch mehr), Dropbox, Facebook, Twitter, Wordpress, Wikipedia und noch viele andere Seiten. Allerdings gibt es Workarounds. Ich nutze den VPN meiner Hochschule. Das funktioniert in etwa so, dass ich eine Verbindung mit dem Rechenzentrum in München aufbaue, und von dort aus auf das Internet zugreife. Die Daten werden getunnelt nach München geschickt, so dass China nur die Zieladresse München sehen kann. Alle weiteren Datenpakete werden verschlüsselt übertragen.
Mit diesem Trick kann man also doch noch auf die meisten Seiten zugreifen. Komplett frei ist das Internet deswegen leider immer noch nicht. Ich weiß zwar nicht ganz genau, wie China das technisch hin bekommt, aber Wordpress oder Twitter sind so immer noch nicht erreichbar.
Wegen der der schlechten Internetverbindung im Hotel, entstehen also fast alle meine Blogs im Starbucks. Mein Handy meldet hier zwar auch, dass das mobile Netz schneller sei, als das Wlan, aber immerhin reicht es, um Bilder oder ähnliches in absehbarer Zeit hochladen zu können. Am PC habe ich auch noch große interne Probleme mit dem VPN Client, deswegen hat es mich heute etwa zwei Stunden gekostet, diesen Blog zu veröffentlichen. Die Schreibzeit ist dabei nicht inbegriffen.





Gewöhnungsbedürftiges


Nichtraucherschutz


Nichtraucherschutz gibt es praktisch nicht in China. Es wird in Supermärkten, teilweise in Restaurants oder in öffentlichen Gebäuden wie z.B. Bahnhöfen geraucht. Zwar hängen überall Nichtraucher Schilder, aber niemand kümmert sich wirklich darum. Manchmal sieht man sogar Leute in öffentlichen Bussen rauchen. In gehobenen Hotels gibt es Raucher- und Nicht- Raucherzimmer, in meinem Hotel steht in jedem Zimmer ein Aschenbecher.
Nur in internationalen Ketten wird das Verbot durchgesetzt (z.B. Starbucks).


Toiletten


Ja, das Toilettenproblem. Wer den Blog von Babsi und Arndt verfolgt, weiß worauf ich hinaus will. Es gibt einige Unterschiede, von der Benutzung bis hin zur Hygiene. Zwei Arten von Toiletten sind in China verbreitet: Zum einen eine Art Flachspüler, zum anderen die berühmt berüchtigte Hocktoilette.
Eine sehr saubere chinesische Hocktoilette
Hinten links: Der Eimer für das gebrauchte
Klopapier

Geimeinsam haben beide Bauarten, dass sie nicht für Klopapier geeignet sind, da sie sonst verstopfen. Gibt es Klopapier (es ist nicht immer vorhanden), hat man in der Regel neben dem Klo einen Mülleimer, in dem man dieses nach Benutzung entsorgt. Ansonsten unterscheidet sich der Flachspüler kaum zur deutschen Version. Die Hocktoilette ist für Deutsche sehr gewöhnungsbedürftig. Hat man nichts zum festhalten oder kein Licht, ist das ganze durchaus eine Herausforderung. Zum Glück habe ich, bis auf eine einzige Ausnahme, dass Essen hier immer problemlos vertragen. Dadurch blieb mir wohl das Ärgste erspart. Aber ich habe schon einige krasse Geschichten von anderen Europäern gehört.


Verkehr


Das Verkehrssystem von Shanghai ist sehr gut. Meiner Meinung nach ist es sogar besser ausgebaut, als in München (Verhältnismäßig zu den Einwohnern natürlich). Alle U-Bahnen haben Klimaanlagen, die auch in richtig vollen U-Bahnen die Temperatur angenehm kühl halten. Die Anzeigen und Durchsagen sind auf Chinesisch und Englisch.
Auch nahezu alle Busse sind klimatisiert. Man sieht dies sofort an der Anzeige, eine angedeutete Schneeflocke verspricht kühle Temperaturen. Hier sind die Fahrpläne allerdings ausschließlich auf chinesisch. Man sollte also chinesisch können oder einen Dolmetscher bei sich haben, um Bus zu fahren.
Auch die Ampeln haben ein nettes Extra. Bei den meisten wird nämlich angezeigt, wie lange sie noch grün bzw. rot sind. Das könnte man in Deutschland auch gebrauchen.
Generell wird umweltbewusstes Fahren in China sehr stark gefördert. Nahezu alle Roller, die man sieht, fahren elektrisch. Bei den Autos sind sie noch nicht soweit, aber das kommt sicher auch noch. An der Tongji Universität kann man sich in dem Studiengang Fahrzeugtechnik auch auf grünes Fahren spezialisieren. Ich habe das Gefühl, dass hier viel gegen den Smog getan wird, aber in Deutschland vergisst man gerne, dass die Probleme hier ganz andere Dimensionen haben.
Auf der Straße läuft es allerdings deutlich chaotischer ab, als in Deutschland. Selbst, wenn man als Fußgänger grün hat, sollte man nicht auf sein Smartphone schauen, wenn man die Straße überquert. Denn es wird oft über rot gefahren, eigentlich schon so oft, dass ich glaube, dass man auch bei rot rechts abbiegen darf. Vorfahrt hat hier der Stärkere, und das ist man als Fußgänger selten. Man sieht auch viele Rollerfahrer einfach mal auf der falschen Straßenseite oder auf dem Fußgängerweg fahren. Oft sind diese auch bis obenhin beladen und nur mit ein paar Kabelbinder oder einem Bindfaden gesichert. Man staunt nur, wie das halten kann. Aber es scheint irgendwie zu funktionieren. Hier kann man der Erfindungsreichtum der Chinesen sehen, die absoluten Improvisationstalente.




3 Kommentare:

  1. Kannst Du bei Gelegenheit ein paar Bilder von den Toiletten machen? Einigen hier in Deutschland fehlt Vorstellungskraft :D

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  2. Okay, werde ich bei Gelegenheit machen. Ich hatte heute erst wieder die Ehre mit einer Ubahntoilette. Ab sie war sogar noch ganz OK. Ich hoffe, ich denke in der Situation dran, da gehen einem ja meist ganz andere Gedanken durch den Kopf :D

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  3. Guten Tag,
    ich bin eine Chinese in Deutschland. Ich muss was sagen. Bitte lasse das Essen nicht liegen. Man braucht nicht dadurch zu zeigen, dass ich satt bin. Niemand interessiert, ob du satt bist oder nicht. Viele Eltern erziehen ihre Kinder seit sie alleine essen können, nicht Essen im Teller liegen zu lassen. Meine Mutter darf mich nicht eine einzelne Reis im Teller liegen. Leider verschwendet viele Leute Essen im Restaurant. Die bestellen einfach zu viel. Es ist eine schreckliche Gewohnheit. Also, 'immer etwas liegen lassen' ist falsch, habe ich auch nicht gehört. Zweitens, das Essen im Restaurant ist meistens sehr fettig. Das hast du absolut Recht. Aber das Essen zu Hause sind meistens sehr gesund, wenig Fett und Salz. Ich empfehle, wenn es möglich ist, gehst du auf chinesisch Gemüsemarkt, und kochst selbe. In China gibt es viele Gemüse, die in Deutschland nicht zu finden sind.

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