Dienstag, 28. Oktober 2014

Die gelben Berge - Samstag


Ungemütlich früh klingelten uns die Wecker aus den viel zu bequemen Betten. Doch nach der Dusche waren wir wieder voller Tatendrang. Ich wollte meine frisch gekauften Wanderschuhe endlich ausprobieren und auch die anderen konnten es kaum erwarten, endlich loszulegen. Nachdem uns an der Rezeption erklärt wurde, dass man an dem Ort, den wir ausgesucht hatten, nicht aufsteigen kann, entschieden wir uns für die empfohlene Route des Hotels. Ein Taxi brachte uns zu dem Busbahnhof und von dort ging es weiter über eine Serpentinenstraße zum Gondell Abfahrtsplatz, denn auch der Wanderweg begann hier. Inzwischen verlangten unsere Mägen nach einem Frühstück, aber das einzige was es gab, war Instant-Nudelsuppe. Naja, besser als nichts.
Nach dem etwas ungewohnten Frühstück ging es los. Wir waren alle heiß darauf, endlich von den Menschenmassen weg zu kommen und in Ruhe die Natur zu genießen. Aber China wäre nicht China, wenn es dich nicht immer wieder aufs neue überraschen würde. Denn die Massen ließen wir nicht hinter uns. Und die Wanderwege waren Wandertreppen. Den ganzen Berg hoch, auf alle Gipfel waren Treppen. Mehre Millionen Stufen von Hand in den Stein geschlagen.


Während unseres Aufstieg begegneten uns dabei immer wieder chinesische Lastenträger, wie man auch einen im Bild sieht. Die Seilbahn transportiert nämlich ausschließlich Personen. Für die Hotels auf dem Berg müssen diese armen Menschen also sämtliches Material von Wasser- und Colaflaschen über alles mögliche zu Essen bis hin zu Stahlseilen hochschleppen. Dabei legen sie bei einem geschätzten Gewicht von 50-60 kg ein Tempo vor, dass etwa dem unseren entsprach, teilweise auch aber auch noch schneller war. Wahnsinn, Hut ab vor diesem Kraftakt. Die Seilbahn endet etwa 100 Höhenmeter bzw.1 km vor dem Gipfel. Hier sieht man dann Menschen mit einer Trekking Ausrüstung aussteigen, mit der man schon fast den Mount Everest besteigen könnte, die letzten 100 Höhenmeter zurücklegen und am Gipfel posen, als hätten sie als erster Mensch der Welt diesen Berg bestiegen. Zum Glück gibt es hier oben Wlan um das neue Foto sofort ins Netz zu laden. Was für eine verkehrte Welt! 
Wir schafften es schließlich doch noch etwas vom Weg abzukommen (meistens hindern einen Stacheldraht und Zäune sowie Wachmänner davor) und ein bisschen Natur auf 1840 m zu genießen. Die verlegten Wasserleitungen und Starkstromkabel ignorierten wir dabei gekonnt. (Edit: Wie ich gerade erfahren habe, gibt es in dem Gebiet u.A. die giftige chinesische Nasenotter, es sollte deswegen unbedingt auf den vorgegebenen Wegen geblieben werden!)







Nach dem vielen Klettern in der frischen Luft sind wir richtig hungrig geworden. Nach sehr langer Suche fanden wir auch ein Restaurant, das uns etwas zum Essen servierte. Für 60 ¥ pro Person gab es das wohl schlechteste Essen, dass ich in China bis jetzt hatte. FViktor meinte sogar, es war das schlechteste in seinem Leben. Schließlich erfuhren wir auch noch von einigen Chinesen, die dort auch aßen, dass es eigentlich nur 50 kostet. Mit den lao wai kann mans ja machen. Wir ließen uns aber nicht die Laune verderben und machten uns auf den Weg zum nächsten Gipfel,  dem höchsten des ganzen Gebirges. Volle 1860 m soll er hoch sein. Doch leider konnten wir nicht ganz hoch, das letzte Stück vom Weg war von einem riesigen Tor abgesperrt. Die Aussicht war trotzdem phänomenal, die Luft so gut und der Himmel endlich mal in einem echten strahlendem blau. So schön kann China sein.


Danach machten wir uns wieder an den Abstieg. Unten angekommen konnte niemand von uns auch noch nur noch eine Treppe sehen. Wir kauften uns ein Bus Ticket zum Hotel, wobei uns die Verkäuferin pro Ticket um je 10 ¥ prellen wollte. Zum Glück zählten wir fast alle das Wechselgeld nach, sodass sie nur einen von uns dran kriegen konnte. Im Hotel angekommen verschwanden alle fix und fertig im Zimmer, nur Viktor und ich machten uns nochmal auf zu den sogenannten heißen Quellen. Zwar handelte es sich hier nur um eine Therme, war aber trotzdem der perfekte Abschluss des Tages. Mit teilweise abgeschotteten Becken, Sauna, Bier und mehr war also alles  vorhanden, was man zum entspannen benötigt. Und es war nicht sonderlich viel los. Die Ruhe tat gut.
Wieder im Hotelzimmer schlief ich auch sofort ein. Nicht einmal die Kakerlake, die ich noch beim Betreten des Zimmers auf meinem Kopfkissen gesehen habe, störte mich in irgendeiner Art und Weise daran. Was für ein geiler Tag!
PS: Mein Bericht über den Sonntag werde ich morgen um 13.30 (Chinese Standard Time) Uhr online stellen.

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