Samstag, 7. März 2015

Besuch aus Deutschland

Besuch aus Deutschland

Endlich war es soweit, der lang ersehnte Besuch aus Deutschland kam. Ich beschloss Duc (ein Kommilitone mit vietnamesischen Wurzeln) und meinen Vater am Flughafen abzuholen. Ich konnte es kaum erwarten beide wieder zu sehen. Es war ja doch ein ganzes halbes Jahr, dass ich sie nicht gesehen habe. Die Zeit ist schnell vorbei gegangen und es gab viel zu sehen, aber jetzt wo ich am Flughafen auf sie wartete fiel mir auf, wie sehr ich sie doch alle in Deutschland vermisse.
Ich nahm ihnen Koffern ab, führte sie durch die unzähligen illegalen und überteuerten Taxifahrer zum offizielen Stand und wir fuhren mit dem Taxi zum Haus und legten erst mal die Koffer ab. Dann ging es noch schnell zum Lawson, um ein paar Bier zu kaufen und wieder zurück nach Hause. Ich freute mich riesig über die Sachen, die sie für mich mitgenommen haben. Drehtabak, eine aktuelle Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, die letzen zehn Ausgaben des Spiegels und natürlich Schokolade. Viel Schokolade. Gott wie habe ich gute deutsche Schokolade vermisst. Das teure Zeug hier kommt einfach nicht an eine gute Tafel Milka Schokolade dran. Selbst die 40 ct Tafeln vom Supermarkt in Deutschland können mit der Schokolade hier konkurrieren.

In den folgenden Tagen haben wir viel geredet und diskutiert. Während beide noch anfänglich meinten, es sei doch gar nicht so kalt, ist ihnen doch bald klar geworden, dass es nicht die absolute Kälte ist, die einem hier zu schaffen macht. Es ist die hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit der Tatsache, dass es keinen Ort gibt, der schön warm ist. Die Zimmer bleiben bei frischen 18° tagsüber, nachts noch ein Stückchen kälter. Vorausgesetzt die Klimaanlage läuft Full Power auf dem Heizmodus. Aber man ist ja hart im Nehmen und auch meine Gäste gewöhnten sich schnell dran, sodass das auch bald kein Problem mehr war.
Als erstes stand natürlich der Bund und die Skyline auf dem Plan.
Das spare ich hier aus, denn ich habe davon schon ausführlich in älteren Einträgen berichtet. Neu war für mich der Yu Yuan Garden, angeblich der schönste Garten Shanghais. Ich freute mich darauf, denn dies war eine Sehenswürdigkeit, die ich bis jetzt auch noch nicht gesehen habe, mich aber durchaus interessierte. Ihr wisst wie das ist: Wenn man nur ein paar Tage für eine Stadt hat, hetzt man sich, um alles zu sehen und nichts zu verpassen. Tatsächlich sieht man aber nichts, außer der Oberfläche an der man kratzt. Wohnt man allerdings ein Jahr da, wird man träge und denkt sich, dass kann ich ja nächsten Monat auch noch anschauen. Bis man dann plötzlich merkt, dass nur noch 3 Wochen bleiben und man eigentlich noch Sachen für 2 Monate sehen will. Beides ist nicht optimal.
Der Garten war sehr schön und zum Glück nicht überlaufen (was nicht heißt, dass er leer war). Das lag wohl an dem kalten Wetter und daran, dass es schon kurz vor chinesisch Neujahr war, wo praktisch jeder Chinese zu seiner Familie reist, um dort den Jahreswechsel zu feiern.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Shanghai, die ich bis dato auch ausgespart habe, ist der Jing'an Temple, ein alter, enorm riesiger Tempel im Herzen von Shanghai. Dieser buddhistische Ort liegt nahe am Yu Yuan Garden.
Der Tempel ist überwältigend mit übermenschlich großen Buddha Statuen und weiteren Heiligen. Aus Respekt vor der Religion und den Menschen, die an sie glauben, habe ich keine Fotos geschossen.
Weiterhin waren wir noch in Zhouzhang, der Wasserstadt. Was mir hier im Gegensatz zum Letzten mal auffiel, ist dass man ohne chinesischen Führer doch viel leichter abgezogen wird. So kam es auch mal vor, dass wir 5 € für eine Tasse Tee zahlten (normal sollte das um die 50 ct kosten, wenn er gut ist auch mal einen Euro). Einmal konnten wir sogar beobachten, wie die Speisekarte ausgetauscht wurde, als wir uns setzen wollten. Auf der ersten standen noch Preise, auf der Neuen keine. Und die Speisen wären garantiert nicht billiger geworden, hätten wir dort etwas gekauft.
Außerdem schauten wir uns noch Tianzifang an, eins der wenigen alten erhaltenen Viertel in Shanghai. Es stammt aus der Kolonialzeit, ist heute aber sehr stark kommerzialisiert. In praktisch jedem Haus befand sich entweder eine Bar mit überteuerten Preisen, die mit deutschen und belgischen Bier rühmte, eine sogar mit "Gluhwein" und "Jagertee". Oder aber es war einer der tausenden Gruschläden in dem Haus, die doch alle nur Sachen aus zwei oder drei unterschiedlichen Fabriken verkaufen. Man sieht wirklich immer wieder das Gleiche: Die japanische Winkekatze, T-shirts mit den gleichen Aufdrucken und allerlei anderen Kitsch, den die Welt nicht braucht und eigentlich auch nie vermisst hat. Wer zur Hölle kauft sowas?
Es wurde Zeit, dass ich ein wenig Abstand von China gewann, ich freute mich schon tierisch auf ein warmes neues Land, mit neuen Leuten, einer neuen Kultur und neuen Abenteuer die auf mich warteten.
Und der nächste Blogeintrag handelt wirklich von Vietnam, versprochen. Zumindest teilweise, denn eine kleine Geschichte vom Flug will ich euch nicht vorenthalten.
In diesem Sinne bis Bald!

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